Sektion Vorderlader:

Ein Beitrag von Hans Loacker

Vorderlader-Schiessen

Die Geschichte der Waffen

Die Feuerwaffe ist keine Erfindung der Europäer, sie kam aus dem Orient zu uns. In Europa tauchten anfangs des 14. Jahrhunderts vereinzelt Handbüchsen auf. Es waren gegossene oder geschmiedete Rohre, versehen mit einem Zündloch, das Pulver wurde mit einer Lunte gezündet.

Als nächster Schritt der Entwicklung entstand das Luntengewehr.
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Beim Schiessen lag die Waffe auf einem Gabelstock, war mit Kimme und Korn versehen und brachte damit schon ansehnliche Ergebnisse. Sicher ist, dass es Mitte des 15. Jahrhunderts in Europa mit dem Luntenschloss eine erste mechanische Zündung gab, die der Schütze im Anschlag ausführen konnte ohne den Blick vom Ziel abwenden zu müssen. Der Mechanismus, ein Hebel, später ein Abzug, senkte einen Hahn auf die Pulverpfanne. Im vorderen Teil des Hahns klemmt eine geflochtene- präparierte Baumwollschnur- die glimmende Lunte. Internationale Bewerbe werden in der Stellung stehend und kniend, mit glattem Lauf, auf eine Distanz von 50 Meter durchgeführt. Sind die Luntenschlossgewehre an internationalen Wettbewerben zugelassen, so sind sie in Osterreich und Deutschland aus Sicherheitsgründen verboten.


Abgelöst wurde diese Waffe vom Radschloss. Die ersten Waffen dieser Art stammen aus der Zeit um 1530. Waren die Luntenwaffen bei Regenwetter unbrauchbar, wurde mit dem Radschlossgewehr oder der Pistole diese Mängel weitestgehend behoben. Die Zündung eines Radschlosses ist mit dem System eines Feuerzeuges vergleichbar. Das Schloss wurde wie die Feder einer Uhr mit einem Schlüssel aufgezogen. Wurde der Abzug betätigt löste sich eine Sperre, das Rad drehte sich über einen Feuerstein, es entstanden dabei Funken und diese entzündeten das Pfannenpulver das in der Folge über das Zündloch die Ladung in der Pulverkammer zur Explosion brachte. Das Radschloss erfand ein Büchsenmacher aus Nürnberg im Jahre 1517. Die Herstellung desselben erforderte ein hohes handwerkliches Können und war deshalb mit sehr hohen Kosten verbunden sodass ein Besitz dieser Waffen nur den Adeligen vorbehalten war. Die Gewehre wurden nur für Jagdzwecke verwendet, die Pistolen wurden für Kriegszwecke hergestellt und damit die berittenen Offiziere ausgestattet. Mit ihren stark abgewinkelten Schäften konnten sie geladen, in den Stiefelschäften getragen werden


Die nächste Entwicklung brachte uns das Steinschloss, die Entstehung dieser Waffe ist nicht genau bekannt aber ihre Ära dauerte mindestens über 350 Jahre, ein wohl unerreichbarer Rekord für die in Zukunft gefertigten Feuerwaffen. Sie ist die älteste bei uns in Österreich an Wettkämpfen zugelassene Waffe. Das freie Steinschlossgewehr besitzt einen gezogenen Lauf und wird liegend auf 100 Meter eingesetzt. Die militärische Steinschlossmuskete ist mit glattem Lauf ausgestattet, sie kommt stehend auf eine Entfernung von 50 Meter zum Einsatz. Die Steinschlosspistole besitzt ebenfalls einen Lauf ohne Züge, die intern. Entfernung ist 25 Meter und die Stellung - wie alle Pistolenbewerbe - stehend.

 

 


Der Ladevorgang im Vergleich zu unseren heutigen Waffen ist einem Ritual gleichzusetzen. Nach dem Einführen eines Pulverrohres in den glatten Lauf wird der Pulverkammer die nötige Pulvermenge zugeführt. Das Kugelpflaster, ein ca. 25mm, kreisrundes, angefeuchtetes Stoffstück aus Baumwolle wird zentriert auf die Laufmündung gelegt. Darauf zu liegen kommt eine Rundkugel aus Blei gegossen, gemeinsam wird beides mit Hilfe eines dafür vorgesehenen Ladestockes nach unten- auf das Pulver geschoben. Das Kugel oder Schusspflaster hat mehrere Funktionen. Es dient nicht nur als Dichtmittel zwischen Kugel und Lauf, es ist auch eine bescheidener Ersatz von Zügen im Laufinneren, es begleitet beim Abschuss die Kugel bis zum Verlassen des Laufes und übernimmt als feuchter Lappen zugleich die fortlaufende Laufreinigung.

Die nächsten Schritte des Ladevorgangs entscheiden beim Sportschützen zum größten Teil über Erfolg oder Misserfolg. Seitlich am Laufende befindet sich am Schaft das Schloss. Äußerlich davon ist eine Pulverpfanne mit Zündkanal zur Pulverkammer, einen Hahn und eine Reibestelle (Batterie) für den Feuerstein angebracht. Auf die Pfanne wird nun das Zündkraut- ein feinkörniges Schwarzpulver aufgelegt, der Pfannendeckel verschließt nun dieses Pulver. Der Hahn wird nun gespannt, der sich nach berühren des Abzugs löst und den an seinen Lippen angebrachte Feuerstein, der Reibestelle entlang- Richtung sich nun öffnender Pulverpfanne schlägt. Die dabei entstehenden Funken bringen das sich in der Pfanne befindliche Pulver nun zum brennen, die entstandene Flamme schlägt durch den Zündkanal und entzündet das Pulver in der Pulverkammer. Für den Schützen ist es daher von großen Nutzen diesen erwähnten Ladevorgang zu beherrschen, sowie die Waffe zu pflegen um damit eine möglichst geringe Zündverzögerung zu erreichen.


Anfangs 1800 wurde der Knallsatz erfunden und damit begann die Entwicklung der Perkussionszündung. Sie galt um 1830 als abgeschlossen. Der ganz große Vorteil dieser Zündung bestand darin dass sie bei jeder Witterung funktionierte. Für die Freunde der Vorderladerwaffen ist mit den Perkussionswaffen die Zeit stehen geblieben, es sind ihre modernsten Waffen die sie an ihren Wettkämpfen benützen. Geladen werden diese Waffen ähnlich ihrer Vorgänger, der Steinschlosse, aber mit dem gravierenden Unterschied dass der Schlag des Hahns auf das Zündhütchen einen Feuerstrahl durch den Zündkanal auslöst und es dadurch zum Abschuss der Waffe kommt. Der Hauptanteil der Vorderladerschützen benutzen Perkussionswaffen an ihren nationalen und internationalen Wettbewerben. Perkussionsgewehr- stehend 50 Meter, Freies Perkussionsgewehrliegend 100 Meter Perkussionspistole und Perkussionsrevolver- stehend auf 25 Meter.


Perkussionsrevolver

1836 wurde Samuel Colt deshalb das Patent erteilt weil sich durch das Spannen des Hahns die Trommel weiterdrehte und dadurch das nächste Geschoss samt der Pulverladung vor den Lauf brachte. Der legendäre Colt ist der Stammvater aller Revolver. Ernsthafte Matchschützen kommen nicht umhin ihre von der Stange erworbenen Revolver einem Tuning zu unterziehen. Abgestimmte Trommeln und Läufe, überarbeitete Schlosse und aus Spezialstahl gefertigte Läufe sind beinahe unumgänglich. Zum Laden wird grundsätzlich jede der Kammern einzeln geladen. Begonnen wird mit einer genau abgestimmten Menge Schwarzpulver aus einem Glas- oder PVC Röhrchen. Weiters eine ausgewogene Menge Verdämmungsmittel, sie besteht meist aus Maisgrieß oder Filzpfropfen. Um Reihenfeuer zu vermeiden sind diese Zwischenmittel zwingend vorgeschrieben. Ob diese Bestimmung heute noch ihre Gültigkeit hat bleibt dahingestellt, tatsächlich ermöglicht dieser Ladevorgang u.a. eine exakte Setztiefe der Kugeln und ist sicher einen Teil zum Schlüssel des Erfolgs. Auf das Zwischenmittel zu liegen kommt nun eine Rundkugel aus Blei die mit einer speziellen Vorrichtung die am Revolver angebracht ist, ohne Gewaltanwendung in die Kammer gepresst wird. Der noch verbleibende Rest der gefüllten Revolverkammer wird nun mit einem dazu geeigneten Fett oder Creme bis an den Rand aufgefüllt.
Den Zweck dieser "Schmierage" wird heute noch von vielen Schützen verkannt. Sie sind immer noch der irrigen Meinung, dass die Fettschicht beim Schuss ein Reihenfeuer verhindert, und um das Verbleien des Laufes zu verhindern. Tatsächlich dient dieser Vorgang ausschließlich zur regelmäßigen Laufreinigung, bzw. es verhilft die Pulverrückstände im Lauf geschmeidig zu halten und sorgt deshalb für eine gleichmäßige Präzision der Waffe. Zu beachten ist beim Revolver die Zündhütchengröße, sitzen sie zu locker fliegen sie nach einer Erschütterung von den Pistons, deshalb werden sie vor dem Aufsetzen etwas zusammengedrückt. Die einzig richtige Alternative- lassen Sie sich passgenaue Pistons anfertigen und somit ist dieses Problem ein für allemal gelöst.


Waffenreinigung


Nach dem Schiessen ist eine gründliche Reinigung unumgänglich. Die Pflege beginnt sofort nach der Rückkehr vom Schießstand.

Eine sehr gute Methode ist eine Lösung aus heißem Wasser und Bohröl im Mischungsverhältnis von 10: 1. Von einer Mischung von heißem Wasser und einem Schuss Seifenlauge ist Vorsicht geboten, wer nicht darauf verzichten will, verwende nur sanfte, pH-neutrale Waschmittel. Zum Waschen wird der Lauf ausgehakt, der Piston entfernt und den Lauf inkl. Zündkanal in den Reinigungsmittel- Behälter gestellt. Durch die Auf- und Ab-Bewegung der mit einem Lappen versehenen Putzstock entsteht ein Vakuum der die Lösung in den Lauf saugt und diesen säubert. Sofort nach der Reinigung wird der Lauf mehrmals mit Lappen getrocknet und letztlich eingeölt.


Pulver

Begehrt bei den Wettkampfschützen ist das Schweizerpulver. Die Vorteile liegen im gleichmäßigen Abbrandverhalten und der Wegfall einer Zwischenreinigung zwischen den Serien. Für Pistolen und Revolver von kleinen bis mittleren Kalibers wird meist das CH1, für großkalibrige Pistolen und Revolver sowie für Gewehre das CH2 verwendet. 


Blei

Vorderladergeschosse lassen sich problemlos in Heimarbeit herstellen, zum Giessen wird Hüttenblei, Bleiabfälle vom Dachdecker oder aus dem Kugelfang von Luftdruckwaffen verwendet. Bleidämpfe sind giftig- daher ist auf eine gute Belüftung zu achten. Ganz besonders zu beachten ist, dass auf keinen Fall Gegenstände wie z. B. einen noch kalten Bleischöpfer oder gar Wasser mit flüssigem Blei in Berührung kommen. Zur persönlichen Sicherheit ist ein Tragen von geeigneter Arbeitskleidung sowie Handschuhe und Augenschutz ein absolutes Muss.


 Ladeempfehlung

Die Faustregel für das Laden von Vorderladerwaffen ist, 

  • Für Kurzwaffen:

Pro mm Laufdurchmesser- 0. 1 g oder 1.55 grain Schwarzpulver

Eine Pistole vom Kai. .38 benötigt lt. dieser Berechnung 1.0 g

0.38 inch x 2.54 cm = 0.9652 cm, aufgerundet auf 10 mm = 1.0 g. oder 15.5 grain

 

  • Für Langwaffen:

Pro mm Laufdurchmesser- 0.25 g oder 3.90 grain Schwarzpulver

Diese Angaben beziehen sich nicht auf eine bestimmte Pulvermarke, sie ist nur eine oberflächliche Empfehlung und bildet den Ausgangspunkt aller Experimente, mit denen jeder Schütze seine bestmöglichen Resultate ermittelt Für Pistolen und Revolverschützen die ohne Experimente zu guten Ergebnisse kommen wollen habe ich aus Erfahrung folgende Daten anzubieten:

Perkussionspistole Kal. 0.33  9 grain CH1
Perkussionspistole Kal. 0.36 11 grain CH1
Perkussionsrevolver Kal. 0.38 13 grain CH1
Steinschlosspistole Kal. 0.44 33 grain CH1

Nachtrag

Eine Renaissance erfuhr das Schiessen mit Vorderladern anfangs der 60er Jahre, der Besitz von originalen Vorderladerwaffen war nur wenigen Schützen vorbehalten, sie sind auf dem Waffenmarkt nur noch sehr selten zu bekommen und wenn überhaupt nur zu einem beinahe unerschwinglichem Preis. Die Lösung dieses Problems wurde im Nachbau historischer Waffen gefunden. Der Replika-Boom erfasste bald auch ganz Westeuropa. Auf Internationaler Ebene führt der 1971 gegründete Weltverband (MLAIC) alle zwei Jahre die Weltmeisterschaften durch. In den Zwischenjahren finden die Europameisterschaften statt. Alljährlich, am ersten Wochenende im Juni finden unter großer Beteiligung die Österreichischen Vorderladermeisterschaften statt.

  VORDERLADER - DISZIPLINEN    
Name Langwaffen Anschlag Entf. in  Meter
Vetterli freies Perkussionsgewehr stehend 50
Minie militär. Perkussionsgewehr liegend 100
Whitworth freies Perkussionsgewehr liegend 100
Walkyrie freies Perk. Gewehr- Damen liegend 100
Miquelet militär. Steinschl. Muskete, glatter Lauf stehend 50
Maximilian freies Steinschlossgewehr, gezogener Lauf liegend 100
Tanegashima freies Luntengewehr, glatter Lauf stehend 50
Hizadai freies Luntengewehr, glatter Lauf kniend 50
  Kurzwaffen    
Kuchenreuter freie Perkussionspistole, gezogener Lauf stehend 25
Colt freier Perkussionsrevolver, Original stehend 25
Mariette freier Perkussionsrevolver, Replika stehend 25
Cominazzo freie Steinschlosspistole, glatter Lauf stehend 25
  Tontauben Wettbewerbe    
  Manton freie Steinschlossflinte    
  Lorenzoni freie Perkussionsflinte    

 



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